Evermood bietet eine Work Life Plattform für Unternehmen, um ihren Teams DSGVO-konform und in wenigen Klicks virtuelle Live-Events, hilfreiche Übungen und vertrauliche 1-zu-1 Beratungen zur Verfügung zu stellen und aufschlussreiche Berichte über die Kultur und Gesundheit in ihrer Organisation zu erhalten. Vom Münsterland ist das Team mit der Idee in den letzten Jahren stark gewachsen und sitzt nach Stationen in Münster und Bielefeld mittlerweile in Berlin. Was ihnen auf dem Weg dorthin geholfen hat, erzählt Mitgründer Marvin im Interview.
Linda: Wo steht ihr gerade und was ist bei Evermood gerade wichtig?
Marvin: Wir sind inzwischen auf 20 Personen angewachsen und mussten natürlich auch mit der Corona-Situation zurechtkommen. Das betrifft zum Beispiel die Herausforderungen, wie wir das Team vergrößern können oder unser Geschäftsmodell an die neue Arbeitswelt angepasst haben. Inzwischen haben wir ein Modell gefunden, von dem wir überzeugt sind, dass es zu den Anforderungen des Marktes passt. Im Moment ist es für uns besonders wichtig, unser Team stetig und organisch zu vergrößern und dabei unsere Liquidität im Auge zu behalten, um eine ausreichend hohe Run-Rate zu gewährleisten.
Sebastian: Kannst du kurz erklären, was der wesentliche Unterschied zwischen eurem heutigen und damaligen Produkt aus der Zeit in Münster ist?
Marvin: Am Anfang hatten wir einen anonymen und diskreten Chat, der es den Beschäftigten ermöglichte, von Ansprechpersonen Hilfe bei kritischen Fragen am Arbeitsplatz zu erhalten. Inzwischen haben wir unser Produkt und Geschäftsmodell erweitert und bieten virtuelle Live-Events, hilfreiche Übungen und vertrauliche 1:1-Beratungen als Flatrate und On-Demand an.
Linda: Welche Gedanken verbinden euch heute noch mit eurer Startphase in Münster?
Marvin: Zum einen war Münster unsere Bachelor-Stadt. Hier wurden uns viele Instrumente an die Hand gegeben, die uns heute helfen, die Unternehmensführung von Evermood im Blick zu behalten. Zum anderen konnten wir uns im Gegensatz zum starren Konstrukt "Studium" im Startup viel freier bewegen und entwickeln und haben hier noch einmal ganz neue Stärken entdeckt.
Sebastian: Sourct ihr noch Leute aus Münster oder sind damals Leute aus Münster mit euch nach Berlin gegangen?
Marvin: Ja! Unser erster Mitarbeiter ist von Münster mit nach Bielefeld und dann weiter mit nach Berlin gekommen. Zwei weitere Personen haben wir dann in Bielefeld gefunden und auch mit nach Berlin genommen.
Linda: In Münster habt ihr früh mit Entwicklungsarbeit mit der Firma Zweitag begonnen. Wie kam es dazu und was hat es bewirkt?
Marvin: Wir haben Zweitag auf einer ihrer Veranstaltungen kennengelernt. Julian Schneider, der CEO von Zweitag, hatte einen positiven Eindruck von unserer Vision und fand uns als Team interessant. Genau aus diesem Punkt heraus hat er dann ein Investmentkonstrukt aufgebaut, was wir auch spannend fanden. Wir sind auch heute noch in einem sehr engen Sparringverhältnis.
Julian Schneider, der CEO von Zweitag, hatte einen positiven Eindruck von unserer Vision und fand uns als Team interessant. Genau aus diesem Punkt heraus hat er dann ein Investmentkonstrukt aufgebaut, was wir auch spannend fanden. Wir sind auch heute noch in einem sehr engen Sparringverhältnis.
Die Zusammenarbeit kam zustande, weil wir damals den Bedarf an fachspezifischen Ressourcen hatten. In einer so frühen Phase, mit einem Produkt, das so viele sensible Bereiche wie den Datenschutz berührt, war es für uns sehr wichtig, mit Zweitag einen kompetenten Partner an unserer Seite zu haben.
Linda: Euer nächster Step war dann die Founders Foundation in Bielefeld. Wie wurde euch dort auf eurem weiteren Weg geholfen?
Marvin: In Bielefeld haben wir noch einmal eng gebündeltes Sparring, Coaching und Feedback bekommen, fast ein bisschen wie in einem Bootcamp. Aber diesen Realitätscheck so hart vor Augen zu haben war für uns sehr wichtig und hat uns als Erstgründer geholfen, die rosarote Brille abzulegen. Außerdem wurde dort viel für unsere eigene Außendarstellung getan, sodass wir uns aktiv mit Unternehmen austauschen konnten.
Linda: Wie schafft ihr es, dass die Mitarbeitenden der Unternehmen, an die ihr euer Produkt verkauft, auch regelmäßig eure Plattform nutzen? Wie konntet ihr vor allem am Anfang sicherstellen, dass es auch funktioniert?
Marvin: Das war im letzten Jahr eine der größten Herausforderungen für uns. Wie können wir sicherstellen, dass unsere Kunden nicht nur für ein Jahr unter Vertrag bleiben, sondern auch ins zweite oder dritte Jahr gehen. Die größte Herausforderung besteht darin, die Kommunikation so effizient wie möglich zu gestalten, sie aber auch breit zu streuen.
Die größte Herausforderung besteht darin, die Kommunikation so effizient wie möglich zu gestalten, sie aber auch breit zu streuen.
Um das zu erreichen, stellen wir unseren Kunden Newsletter und andere digitale Formate zur Verfügung, die sie über ihr Intranet, aber auch direkt mit ihren Beschäftigten teilen können. Das bedeutet, dass wir an verschiedenen Tagen wie dem Diversity-Tag oder dem Internationalen Frauentag verschiedene Kommunikationsmaterialien an die Personal- oder Gesundheitsabteilungen der Unternehmen weitergeben, die diese dann an ihre Organisation weiterleiten und auf unser Produkt hinweisen.
Linda: Du hast gerade angesprochen, dass ihr in Berlin seid. Was war ausschlaggebend für den Umzug in die Hauptstadt? Und war das von Anfang an euer Masterplan?
Marvin: Ich glaube, mein Masterplan wäre immer noch New York oder San Francisco (lacht), aber man muss realistisch bleiben, insbesondere mit dem Geschäftsmodell, das wir haben, konzentrieren wir uns auf die DACH-Region und Europa. Wir sind zum einen nach Berlin gegangen, weil wir dort einen unserer ersten Kunden, die Deutsche Bahn, gewinnen konnten. Das war toll, weil wir viel lernen konnten und es sich auch sehr lange hingezogen hat. Auf der anderen Seite haben wir in der "Vor-Corona-Ära" geschaut, wo wir das größte Netz für den Austausch finden können: Das war in Münster zu dem Zeitpunkt noch begrenzt, in Bielefeld relativ gut und in Berlin ein ganz anderes Universum. Hier kann ich in fünf bis zehn Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bei jeder größeren VC aus Europa sein, mit der man reden will. Dann kam Corona und es war relativ egal in Berlin zu sein. Was damals allerdings auch wichtig an Berlin war, war das Sourcing für Entwickler, was jetzt auch relativ egal geworden ist, weil wir mit einer Remote-First Kultur viel aus Homeoffice oder auch aus Kapstadt, Bali, oder ähnlichen schönen Arbeit-/Urlaubsorten arbeiten.
Man hat eine Idee, aber braucht unfassbar viel Feedback und das kann man echt gut und effizient in Münster einholen. Ich finde Münster ist ein fantastischer Test-Markt, um schnell transparentes Feedback zu bekommen, sei es ein B2B- oder B2C-Produkt.
Deswegen würde ich jetzt sagen, dass wir unter der Bedingung von Corona Berlin wahrscheinlich nicht ausgewählt hätten.
Linda: Was ist dein wichtigster Tipp an Startups im Münsterland?
Marvin: So viel wie möglich die Promenade mit dem Fahrrad nutzen (lacht), um möglichst viele Kunden zu erreichen. Es ist natürlich durch Corona ein bisschen anders, man kann fast immer einen Video-Call machen. Da Münster so klein ist, kann man hier schnell zum Kunden kommen und sich austauschen, was meiner Meinung nach das Wichtigste ist. Man hat eine Idee, aber braucht unfassbar viel Feedback und das kann man echt gut und effizient in Münster einholen. Ich finde Münster ist ein fantastischer Test-Markt, um schnell transparentes Feedback zu bekommen, sei es ein B2B- oder B2C-Produkt.