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Die digitale Personalorganisation für Veranstaltungen

 Frank Spiegelhoff und Thorsten Rensing digitalisieren mit Smartchilli die Personalorganisation für Großveranstaltungen.
Frank Spiegelhoff und Thorsten Rensing digitalisieren mit Smartchilli die Personalorganisation für Großveranstaltungen.
Bild: Smartchilli

Frank Spiegelhoff und Thorsten Rensing digitalisieren mit Smartchilli die Personalorganisation für Großveranstaltungen. Wie genau sie das tun und wie sie die Hub-Community dabei unterstützen könnte, berichtet Frank im Interview mit Oliver Henschen.

Stell doch mal bitte dich, euer Team und eure Unternehmung vor.

Smartchilli ist 2020 aus zwei Unternehmen gegründet worden. Das eine Unternehmen ist Softwareproduktiv, als IT-Dienstleister und Softwareentwicklungs-Unternehmen, und das andere ist Staff Rent aus Köln. Staff Rent ist ein Personaldienstleister, der speziell für Veranstaltungen Personal zur Verfügung stellt. Sie haben erkannt, dass im Veranstaltungsbereich immer noch sehr viel analog gearbeitet wird. Deshalb kamen sie auf uns zu, um gemeinsam an einer besseren Lösung für die Zusammenarbeit mit großen Veranstaltungsunternehmen zu arbeiten. Daraus ist dann die Idee für Smartchilli und später das Produkt entstanden.

Mit wem genau hast du dort zusammengearbeitet?

Zum einen mit Markus Döhing, der angestellt bei Softwareproduktiv als Entwickler dieses Produkt federführend weiterentwickelt hat. Natürlich gibt es dort auch ein paar Mitarbeitende, die das Ganze unterstützen. Ebenfalls im Team ist Thorsten Rensing als Mit-Geschäftsführer von Smartchilli, der auch Geschäftsführer von Staff Rent ist. Er hat sehr viel Kundenkontakt und bringt 20 Jahre Erfahrung in der Branche mit. Er hat bereits Veranstaltungen mit bis zu 30.000 Gästen mit seinem Personal organisiert. Das macht er fast 3.000-mal im Jahr und hat dementsprechend eine Menge Veranstaltungskompetenz.

Wie habt ihr euch gefunden? Wie ist die gemeinsame Gründung verlaufen?

Das Besondere ist, dass Thorsten und ich nicht die klassischen 20-jährigen studierenden Startup-Gründer sind, sondern beide seit 20 Jahren eigene Unternehmen leiten und führen. Thorsten hat auf seinen Veranstaltungen in der Vergangenheit viel mit Papier, Excel und WhatsApp gearbeitet, was mit unglaublich viel Zeitaufwand verbunden ist. Ich begeistere mich schon lange für die Digitalisierung. Durch die gemeinsame Gründung haben wir also eine Win-Win-Situation für uns beide erreicht.

Das Besondere ist, dass Thorsten und ich nicht die klassischen 20-jährigen studierenden Startup-Gründer sind, sondern beide seit 20 Jahren eigene Unternehmen leiten und führen.

Was genau macht Smartchilli?

Bei großen Veranstaltungen, also solchen, die z.B. in der Lanxess Arena in Köln oder in großen Stadien stattfinden, werden sehr viele Aushilfen benötigt. Diese Aushilfen kommen in der Regel nicht nur von einem, sondern von vielen Unternehmen. Und diese ganzen Aushilfen so zu organisieren, dass sie zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle sind, klingt viel einfacher, als es tatsächlich ist. Mit Smartchilli übernehmen wir die Abstimmung untereinander, die Organisation, die Durchführung und anschließend auch die Mitorganisation der Abrechnung.

Wir haben uns Tinder zum Vorbild genommen und stellen Veranstaltungen mit Bildern dar. Wir geben den Aushilfen 24 Stunden am Tag und langfristig die Möglichkeit zu entscheiden, wann sie wo arbeiten möchten. Wenn sie sich dann entschieden haben, bekommen sie alle aktuellen Informationen wie: Wie komme ich da hin? Wann muss ich da sein? Welche Busfahrpläne gibt es?

Wie seid ihr als Unternehmen in der Veranstaltungsbranche durch die Corona-Pandemie gekommen? Welche Hürden musstet ihr meistern und welche Erkenntnisse konntet ihr gewinnen?

Rückblickend sehe ich eher die Vorteile. Wir sind in dem Moment noch mal einen Schritt zurück gegangen und haben über unser Produkt nachgedacht. Wir haben sehr umfangreiche Fördermittel beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beantragt und diese auch bekommen. Durch einen Gewinn von 300.000€ bei einem Förderwettbewerb hatten wir die Mittel, das Produkt weiterzuentwickeln. Wir haben seitdem auch an mehreren Wettbewerben teilgenommen, wie z.B. am ERCIS Launchpad. Ein zusätzlicher Vorteil der Teilnahme an diesen Wettbewerben ist, dass man dazu gezwungen wird, nochmal über das Geschäftsmodell nachzudenken. Und das hat einen gewissen Charme. Man denkt nochmal ganz gezielt darüber nach, wo und an welchen Stellen eigentlich etwas getan werden muss, um bei Innovationsgrad und Nutzen nach vorne zu kommen.

Ein Vorteil der Teilnahme an Wettbewerben ist, dass man dazu gezwungen wird, nochmal über das Geschäftsmodell nachzudenken. Und das hat einen gewissen Charme.

Ich erinnere mich, dass ihr beim ERCIS Launchpad dabei wart. Wie hat sich euer Geschäftsmodell seitdem verändert?

Der Schwerpunkt hat sich geändert. Die ursprüngliche Idee war, ein Ökosystem zu entwickeln. Wir haben zu Beginn aber erstmal mit dem Thema der Zeiterfassung angefangen. Stellen bei einer Messe beispielsweise 20 verschiedene Unternehmen Personal, macht es Sinn, eine zentrale Zeiterfassung zu haben – es kann nicht jeder sein Terminal an die Wand schrauben. Als wir unsere Idee dann beim ERCIS Launchpad vorgestellt haben, hat Titus Dittmann uns mächtig die Leviten gelesen. Er hat sinnhaft gesagt: ‚Ihr redet über Zeiterfassung, aber ihr seid ja so viel mehr! Das andere, was ihr macht, ist viel, viel spannender.‘ Da ist uns bewusst geworden, dass die Personalorganisation und -abrechnung bei Großveranstaltungen noch relevanter und ein größerer „Pain“ sind als die reine Zeiterfassung.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Personalplanung im Service anders ist als beispielsweise im Handwerk. Bei einem Betrieb von 40 Mitarbeitenden wird festgelegt, wer wann im Urlaub ist. An den anderen Tagen werden die Mitarbeitenden fest für Dienstorte und -tage eingeplant. Unsere Kunden dagegen planen mit 2.000 oder 3.000 Aushilfen, die alle gerne Geld verdienen wollen, und können jeweils nur 5 oder 10% ihrer Belegschaft an einem Tag einsetzen. Daraus ergibt sich ein riesiger Abstimmungsbedarf.

Wie verdient ihr mit eurem Geschäftsmodell Geld?

Sowohl die Veranstaltungs- als auch die Dienstleistungsunternehmen, die ihr Personal über Smartchilli disponieren können, bezahlen dafür etwas. Sie haben auch den Hauptnutzen. Einer unserer Pilotkunden hat in den Monaten Mai, Juni und Juli die besten Monate seiner 20-jährigen Firmengeschichte gefahren, hat aber anstatt 3,5 Disponenten nur noch 1,5 Disponenten beschäftigt. Er ist konnte also mit deutlich weniger Personal mehr Veranstaltungen bedienen. 

In der aktuellen Marktsituation ist es nicht leicht, Aushilfen einzustellen. Aber die Kündigungsrate war bei unsrerem Pilotkunden niedrig wie nie zuvor, obwohl die Fluktuation in diesem Bereich immer sehr groß ist. 

Für mich habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich nicht die Zweifelnden bekehren muss, sondern diejenigen gewinnen möchte, die Bock und verstanden haben, dass sich etwas ändern muss.

Womit kann euch die Hub-Community helfen?

Wir suchen Pioniere. Pioniere in der Veranstaltungsbranche, die Lust haben, Pilotierung zu machen. Die mit uns zusammen wirklich sehen wollen, ob sich nicht enorm etwas verändern kann. Durch weniger Arbeit, mehr Zufriedenheit und viel einfacher Veranstaltungen voll zu kriegen. Dieses Jahr steht für uns nicht im Zeichen des Umsatzmachens, sondern im Zeichen der Pilotierung, der Zeitarbeits- und Veranstalterbegeisterung. Wir haben festgestellt, dass manche es sofort verstehen, keine Schulung brauchen und sofort mit dem System arbeiten können. Bei anderen merken wir, dass nur gezweifelt wird. Für mich habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich nicht die Zweifelnden bekehren muss, sondern diejenigen gewinnen möchte, die Bock und verstanden haben, dass sich etwas ändern muss. Dies ist also mein Aufruf an die Pioniere der Veranstaltungsbranche.

Story verfasst von
Oliver Henschen

Oliver Henschen

Projekt Manager
HubSatelliten Mitglieder
Mittelstand

28.11.2022