Joshua, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Kannst du uns etwas über deinen Hintergrund und die Gründung von RIZM erzählen?
Ich bin einer von drei Gründern von RIZM, ehemals Kerith. Mein beruflicher Hintergrund liegt in der Versicherungsmathematik und im Risikomanagement. Meine beiden Mitgründer, Elias und Philipp, bringen ebenfalls unterschiedliche, aber komplementäre Hintergründe mit. Elias hat sich intensiv mit Energiesystemen beschäftigt und an der Stanford University geforscht, wie man diese mithilfe von Algorithmen optimieren kann. Philipp ist ebenfalls Ingenieur und spezialisiert auf Energiesysteme. Die Idee zur Gründung von RIZM kam, als Elias nach seiner Zeit in Stanford nach Deutschland zurückkehrte. Denn er hatte in seiner Forschung großartige Erkenntnisse gewonnen, die für die Industrie von enormer Bedeutung sein könnten.
Anfangs dachten wir daran, eine Beratungsfirma zu gründen, um Staaten und Industrien bei der Energieoptimierung zu unterstützen. Allerdings stellte sich dies als herausfordernd heraus, als junge Firma in diesem Bereich Fuß zu fassen. Deshalb haben wir uns entschieden, den Fokus auf die Entwicklung einer Softwareplattform zu legen, die Unternehmen dabei hilft, Energie effizienter zu nutzen und gleichzeitig ihre Klimaziele zu erreichen.
Die Idee zur Gründung von RIZM kam, als Elias nach seiner Zeit in Stanford nach Deutschland zurückkehrte. Er hatte in seiner Forschung großartige Erkenntnisse gewonnen, die – wie wir schnell erkannten – für die Industrie von enormer Bedeutung sein könnten.
Ihr habt ursprünglich als Beratungsunternehmen gestartet. Wie verlief die Entwicklung hin zu einer Softwarefirma?
Zunächst haben wir als GbR Beratungsleistungen angeboten. Dabei haben wir schnell gemerkt, dass unsere Algorithmen und Methoden in der Praxis funktionieren und Unternehmen einen echten Mehrwert bieten können. Die Gaskrise war dann ein Katalysator für uns. Viele Unternehmen suchten nach Alternativen zum Gas und waren plötzlich sehr interessiert an unseren Lösungen. Das war der Punkt, an dem wir realisierten, dass wir unser Geschäftsmodell umstellen müssen. Wir entwickelten eine Software, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Energiekosten zu senken und gleichzeitig ihre Klimaziele zu erreichen.
Wann kam der Durchbruch für euch?
Ein bedeutender Durchbruch war unsere Zusammenarbeit mit BMW. Wir konnten mithilfe unserer Algorithmen dabei helfen, ihre Klimaziele kosteneffizienter zu erreichen. Dabei haben wir Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich erzielt, was natürlich enorm war. Dieser Erfolg hat uns viele Türen geöffnet und führte dazu, dass wir weitere Partnerschaften, besonders im Automotive-Sektor, knüpfen konnten. Das war ein echter Meilenstein für uns.
Nach den ersten Erfolgen, insbesondere der Zusammenarbeit mit großen Unternehmen wie BMW, haben wir uns entschlossen, Kapital aufzunehmen, um unser Wachstum zu beschleunigen. Wir haben 2023 eine Finanzierungsrunde mit Point Nine und Early Bird abgeschlossen und unsere Unternehmensform von einer GbR in eine GmbH umgewandelt, um professioneller auftreten zu können. Unser Hauptsitz blieb in Münster, aber wir arbeiten stark dezentral und nutzen weiterhin Coworking-Spaces. Diese Flexibilität ist für uns ein großer Vorteil, da wir so schneller auf Veränderungen reagieren können.
Ihr habt also einen Remote-First-Ansatz gewählt. Wie organisiert ihr euer Team und welche Herausforderungen bringt das mit sich?
Unser Team ist mittlerweile auf 15 Personen angewachsen, wobei der Großteil im Bereich Software Engineering und Customer Success arbeitet. Wir sind tatsächlich Remote-First aufgestellt, das heißt, unsere Mitarbeitenden arbeiten aus verschiedenen Städten wie Münster, München und anderen Standorten. Diese dezentrale Arbeitsweise ermöglicht uns eine große Flexibilität, stellt uns aber auch vor Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Kommunikation und Teamzusammenhalt. Um dem entgegenzuwirken, nutzen wir regelmäßig virtuelle Meetings und Tools zur Projektverwaltung.
Ihr habt euch dazu entschieden, euch beim Accelerator Unterstützungsprogramms des Digital Hub münsterLAND zu bewerben. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Ja, das war eine bewusste Entscheidung von uns. Ursprünglich waren wir auf der Suche nach einem Coworking-Platz und sind dann auf das Ökosystem und den Accelerator aufmerksam geworden. Nach der Bewerbung und Aufnahme in das Programm konnten wir nicht nur vom Coaching und Mentoring profitieren, sondern auch von Kontakten wie BASF, DMG Mori und weiteren interessanten Unternehmen. Das hat schon einen guten Boost gegeben.
Wie hat sich der Digital Hub auf eure Arbeit und das Teamgefüge ausgewirkt?
Sehr positiv. Der Hub bieten nicht nur einen physischen Raum für Meetings und Zusammenarbeit, sondern auch eine Möglichkeit, unser Netzwerk zu erweitern.Im Hub trafen wir oft auf andere Startups und Unternehmen, mit denen wir uns austauschen und von denen wir lernen können. Das hat zu vielen neuen Ideen und Kooperationen geführt.
Gleichzeitig sehen wir, dass das Team den Hub als willkommene Abwechslung zum Home-Office nutzt und die Gelegenheit schätzt, sich regelmäßig persönlich zu treffen.
Im Hub trafen wir oft auf andere Startups und Unternehmen, mit denen wir uns austauschen und von denen wir lernen können. Das hat zu vielen neuen Ideen und Kooperationen geführt.
Zurück zu eurer Softwarelösung: Was sind die Hauptfunktionen der Plattform, und wie profitieren die Kunden davon?
Unsere Plattform ist darauf ausgelegt, Unternehmen dabei zu helfen, ihre Energiekosten zu optimieren und gleichzeitig ihre Klimaziele zu erreichen. Im Kern geht es darum, alle energierelevanten Entscheidungen über die Software treffen zu können. Das bedeutet, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Energieverbräuche zu überwachen, Kosten zu senken und die Effizienz ihrer Energiesysteme zu steigern. Unsere Algorithmen analysieren dabei kontinuierlich die Daten und geben Handlungsempfehlungen.
Wir entwickelten eine Software, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Energiekosten zu senken und gleichzeitig ihre Klimaziele zu erreichen.
Ihr habt also den Anspruch, Unternehmen dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu wirtschaften. Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Absolut, Nachhaltigkeit steht bei uns im Fokus. In Zukunft möchten wir unsere Plattform weiterentwickeln und um neue Funktionen erweitern, die unseren Kunden noch mehr Kontrolle und Transparenz über ihre Energiesysteme bieten. Außerdem planen wir, in weitere Branchen zu expandieren und unsere internationalen Aktivitäten auszubauen. Wir sehen großes Potenzial darin, unsere Lösungen auch in anderen Märkten anzubieten – insbesondere in Ländern, die ebenfalls vor großen Herausforderungen im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz stehen.
Was motiviert euch als Gründerteam, und wie haltet ihr den Unternehmergeist im Team aufrecht?
Was uns antreibt, ist die Vision, einen echten Unterschied zu machen – sowohl für unsere Kunden als auch für die Umwelt. Wir sehen unsere Arbeit als Beitrag zur Energiewende und zur Schaffung einer nachhaltigeren Zukunft. Dieser Gedanke motiviert uns täglich. Um den Unternehmergeist im Team zu fördern, setzen wir auf eine offene Kommunikation, flache Hierarchien und die Möglichkeit für jeden, eigene Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Das hilft uns, innovativ zu bleiben und die Motivation hochzuhalten.
Eine letzte Frage: Was war bisher die größte Herausforderung für euch als Gründer, und wie habt ihr sie gemeistert?
Die größte Herausforderung war sicherlich der Übergang von der Beratungsfirma zur Softwarelösung. Es war nicht einfach, das Geschäftsmodell umzustellen und gleichzeitig das Vertrauen unserer Kunden zu gewinnen. Wir haben viel Zeit und Energie investiert, um sicherzustellen, dass unsere Software tatsächlich den Mehrwert bietet, den wir versprochen haben. Rückblickend war diese Entscheidung aber absolut richtig, und die positiven Rückmeldungen unserer Kunden zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Erfolg mit BMW war natürlich ein großer Motivationsschub, der uns gezeigt hat, dass wir mit unserer Strategie richtig liegen.