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Ein "Perfect Fit" zwischen Verlag und Startup zum Wohl der Landwirtschaft

 LV digital und VetVise bei der Vertragsunterschrift. V.l.n.r.: Marco Laukötter, Klaus Möller, Norman Caspari, Johannes Schmidt-Mosig, Marco Möller, Matthias Weddeling
LV digital und VetVise bei der Vertragsunterschrift. V.l.n.r.: Marco Laukötter, Klaus Möller, Norman Caspari, Johannes Schmidt-Mosig, Marco Möller, Matthias Weddeling
Bild: Weddeling / LV digital

Im April 2024 gab der Landwirtschaftsverlag in Münster bekannt, sich über seine Digitaltochter LV digital in siebenstelliger Höhe am Startup VetVise zu beteiligen. In dieser Story beleuchten wir mit den CEOs Matthias Weddeling (LV digital) und Norman Caspari (VetVise), wie der Deal zustande kam.

Die beiden Geschäftsführer erzählen uns im Interview, wie der Kontakt in drei konkreten Schritten entstanden ist und wie sich die Zusammenarbeit in Zukunft gestaltet.

Schritt 1: Systematisches Screening und Netzwerken 

Im Jahr 2022 begann LV digital mit einem klaren und strukturierten Ansatz damit, systematisch potenzielle Kooperationspartner in der Startup-Szene zu identifizieren. In diesem Zuge wurden auch die Bindungen mit den Startup-Netzwerken des Digital Hub münsterLAND und dem Seedhouse in Osnabrück gestärkt. Der Verlag ist nicht nur tief in der Agrarbranche verwurzelt, sondern hat über die Jahre auch vielfältige digitale Medien und Unternehmen aufgebaut, die die gesamte Wertschöpfungskette der Landwirtschaft abdecken. Startups sollen die bestehende Struktur erweitern und durch Technologie oder Innovation neue Impulse setzen, wie Matthias Weddeling, CEO von LV digital beschreibt:
 

Wir haben uns verschiedene Zielgruppen angeschaut – von Ackerbau und Tierhaltung bis hin zum Thema Energie – und dabei unterschiedliche Ebenen betrachtet. Einerseits haben wir uns die Inhalte entlang der Wertschöpfungskette angesehen, andererseits aber auch das Geschäftsmodell. So haben wir für uns bestimmte ‚Sweet Spots‘ identifiziert, insbesondere im Bereich Software und Daten.

Das Startup VetVise stach in diesem Screening-Prozess hervor. Das Unternehmen nutzt KI-basierte Technologien und Kameras, um durch die Verhaltensanalyse von Schweinen und Geflügel den Landwirten Handlungsempfehlungen zu geben und somit das Tierwohl und die Effizienz in landwirtschaftlichen Betrieben zu optimieren. Das Startup suchte nach Partnern, die neben Kapital auch strategisches Know-how und Branchenkenntnisse zur Verfügung stellen konnten. Das Kennenlernen der beiden Unternehmen erfolgte auf mehreren Wegen. Den ersten persönlichen Kontakt gab es auf der Fachmesse „Innovate“ in Osnabrück. Beide Unternehmen erkannten schnell, dass ihre Ziele und Vorstellungen gut miteinander harmonieren.  

Das Interesse des LV war für VetVise-CEO Norman Caspari sofort interessant:

Der Landwirtschaftsverlag war für uns ein ‚Perfect Fit‘. Ein strategischer Investor muss sicherstellen, dass wir als Unternehmen weiterhin ein neutraler Marktteilnehmer bleiben. Viele klassische strategische Investoren scheiden deshalb aus. Der Landwirtschaftsverlag hingegen ist von Natur aus ein neutraler Marktteilnehmer, da es Teil seiner DNA als Verlag ist, unabhängig und objektiv über die Agrarbranche zu berichten. Das ist für uns ein großer Vorteil, denn der Verlag investiert strategisch zum Wohl der Landwirtschaft.


Schritt 2: Verhandeln auf Augenhöhe mit klarer Kante 

Verhandlungen zu Unternehmensbeteiligungen können langwierig und kompliziert sein. Da half es enorm, dass beide Seiten ein gemeinsames Ziel im Kopf hatten: Die langfristige Förderung innovativer Lösungen für die Landwirtschaft. Bevor tiefer in die Due-Diligence-Prüfung eingestiegen wurde, einigten sich LV und VetVise zudem auf die zentralen Eckpunkte des Deals. Diese frühzeitige Einigung wird von beiden Seiten heute als sehr wichtig für den gesamten Prozess erachtet, wie Norman Caspari beschreibt:

Wir hatten von Anfang an klare Rahmenbedingungen des Deals. Dadurch wurden alle späteren Diskussionen hinfällig. Es gab kein Taktieren, sondern von Beginn an klare Verhältnisse, und jeder wusste, woran er ist. Alles verlief auf Augenhöhe und mit einem klaren Commitment.

Auf Seiten des Landwirtschaftsverlags war es wichtig, eine faire Bewertung und einen strukturierten Prüfungsprozess zu gewährleisten. Gleichzeitig wollten sie nicht in jedes Detail eintauchen, sondern setzten auf pragmatische Ansätze. Die Prüfungen erstreckten sich über die finanziellen Aspekte sowie technische und rechtliche Fragen, wobei beide Seiten sich wöchentlich zusammensetzten, um den Fortschritt zu besprechen. Hier legte der Landwirtschaftsverlag großen Wert darauf, die bestehenden Gesellschafter von VetVise kennenzulernen und sicherzustellen, dass alle Beteiligten die gleichen Ziele verfolgten. Dieser offene Austausch sorgte dafür, dass es auf Gesellschafterebene zu keinen Konflikten kam. 

Schritt 3: Pragmatische und konstruktive Zusammenarbeit 

Nach dem Abschluss des Deals hatte VetVise sofort Zugang zu einem umfangreichen Netzwerk und Know-how, das LV als etablierter Akteur in der Agrarbranche mitbrachte. Schon in den ersten Wochen nach dem Abschluss zeigte sich, dass der Landwirtschaftsverlag nicht nur ein Investor, sondern ein aktiver Partner sein würde. Matthias Weddeling betont die pragmatische Herangehensweise in der Zusammenarbeit:

Zwar haben wir einen regelmäßigen Termin, aber größtenteils sprechen wir anlassbezogen. Wenn ein Problem auftaucht, schauen wir, ob wir etwas beitragen können – und wenn ja, dann tun wir das auch.

Besonders wertvoll war die Expertise des Verlags, wenn es darum ging, Prozesse zu vereinfachen und administrative Hürden zu meistern. Dabei spielte es keine Rolle, ob es um die Organisation von Messen, die Optimierung interner Abläufe oder strategische Fragen zur Internationalisierung ging – LV stand VetVise immer mit Rat und Tat zur Seite. So konnte sich das Startup noch stärker auf das Kerngeschäft zu konzentrieren - die Weiterentwicklung ihres Produkts und den Ausbau ihrer Marktstellung. 

Ein konkretes Beispiel ist die Planung der Marktexpansion. VetVise ist bereits in Ländern wie den Niederlanden und Kanada tätig, aber das Unternehmen strebt nach weiteren internationalen Märkten. Dank der bestehenden Verlagsstruktur und der Marktkenntnisse des Landwirtschaftsverlags ist es nun der Plan, den gemeinsamen Blick nach Polen zu richten. LV kann VetVise den Zugang zu wichtigen Akteuren in der polnischen Agrarwirtschaft ermöglichen und möchte damit das Startup bei den ersten Schritten in diesem neuen Markt unterstützen. 

Der nächste große Schritt für VetVise ist die Skalierung ihres Geschäfts. Hierbei spielt die enge Zusammenarbeit mit LV eine Schlüsselrolle, da der Verlag wertvolle Verbindungen und Marktkenntnisse in vielen Zielregionen bietet. Parallel zur Expansion bleibt die Produktentwicklung ein zentrales Thema. VetVise strebt danach, seine KI-basierten Lösungen kontinuierlich zu verbessern und die Anwendungsmöglichkeiten zu erweitern. Dabei steht immer das Ziel im Vordergrund, Nutzen für die Landwirte zu schaffen, die das Tierwohl steigern und die Effizienz verbessern.

 

Story verfasst von
Sebastian Köffer

Sebastian Köffer

Geschäftsführer / CEO
Events Startups
Techies

31.10.2024