Im Jahr 2017 steckte der Digital Hub Accelerator noch in den Kinderschuhen. Im Vergleich zu 2024 gab es wenig Erfahrung und ein kleines Netzwerk aus Mentorinnen und Unternehmen. Dennoch waren die Gründer von clockin froh, dass es ein erstes strukturiertes Netzwerk für Startups gab. Seitdem haben sich der Digital Hub und clockin stark weiterentwickelt. Die letzten Jahre waren für clockin von tiefgreifenden Veränderungen und einem beeindruckenden Wachstum geprägt. Das Unternehmen, das sich auf innovative Lösungen für die digitale Zeiterfassung und darüber hinaus für kleine Unternehmen spezialisiert hat, hat sich zu einem strukturierten Wachstumsunternehmen entwickelt. Schließlich wurde das Startup in Batch #3 des Scale-up.nrw Programm aufgenommen. Unser Vorstand Sebastian konnte mit CEO Frederik Neuhaus und CMO Jonas Tünte ausführlich darüber sprechen.
Der Weg zum Product-Market-Fit
Ein Blick auf die Zahlen zeigt den Erfolg deutlich: Innerhalb von zwei Jahren wuchs das Team von etwa 15 auf knapp 30 Mitarbeitende an. Die Nachfrage nach der Zeiterfassungsplattform wurde durch ein entscheidendes Gerichtsurteil enorm gesteigert. Das Bundesarbeitsgerichtsurteil zur verpflichtenden Arbeitszeiterfassung aus dem Jahr 2022 war ein regelrechter „Gamechanger“. Es brachte nicht nur Aufmerksamkeit in den Medien – clockin war in Publikationen wie dem Spiegel und der Welt vertreten – sondern positionierte das Unternehmen auch als führenden Anbieter in der öffentlichen Debatte. Die Gründer „wussten, dass das Urteil kommt“ und hatten den Moment entsprechend vorbereitet. Als das Urteil schließlich fiel, startete clockin eine PR-Offensive. Die Nachfrage stieg sprunghaft an, während die breite Marktakzeptanz dem Unternehmen eine ideale Ausgangsbasis verschaffte.
In den letzten zwei Jahren haben wir einen Riesenschritt in Richtung Professionalisierung gemacht. Wir sind weg von der Early-Stage-Phase hin zu einem strukturierten Unternehmen, das kontinuierlich mehr Wachstum generiert und immer größere Kreise zieht.
CMO Jonas Tünte
Das Erreichen des Product-Market-Fit war für clockin kein plötzlicher, sondern ein kontinuierlicher Prozess, geprägt von Strukturierung, Automatisierung und konsequentem Testen. Anders als viele Startups, die sich auf wenige große Kunden konzentrieren, verfolgte clockin von Anfang an einen Product-Led-Growth-Ansatz. Das Ziel: Ein Produkt zu entwickeln, das sich selbst verkauft, insbesondere an kleine und nicht digital-affine Unternehmen. Clockin hat über drei bis vier Jahre fast ausschließlich daran gearbeitet, Prozesse zu optimieren und ein skalierbares Produkt aufzubauen. Der Wendepunkt kam 2022, als das Team gemerkt hat, dass das System auch unter großer Last stabil funktioniert.
Diese erfolgreiche Skalierung markierte den Beginn einer neuen Phase. Das Startup testete die Skalierbarkeit seiner Marketing- und Vertriebsprozesse, indem es die Budgets sukzessive erhöhte – zunächst verdoppelt, später verdreifacht. Ende 2022 wurde dann sechsstellig ins Marketing investiert und die Ergebnisse waren beeindruckend. Dies war der Moment, an dem Clockin endgültig in die Skalierungsphase überging und das Fundament für weiteres Wachstum gelegt war.
Mehr als Zeiterfassung und mehr von allem
Obwohl das Gerichtsurteil das Thema Zeiterfassung in den Fokus rückte, positioniert sich clockin längst als vielseitige Plattform für die „Deskless Workforce“, also Mitarbeitende in Unternehmen ohne eigenen Schreibtisch. Ziel ist es, Mitarbeitenden ohne Büroarbeitsplatz eine intuitive, digitale Verbindung zum Unternehmen zu bieten. Weltweit arbeiten 80% der Arbeitskräfte „deskless“, und ein Großteil davon ist nicht digitalisiert. Dieser Ansatz, kombiniert mit einer modernen App-Version, die vor einem Jahr eingeführt wurde, ermöglicht Unternehmen eine unkomplizierte Digitalisierung bisher manueller Prozesse. Dazu gehört nicht nur die Zeiterfassung, sondern auch die Dokumentation von Arbeitsergebnissen oder die Nutzung von KI, um handschriftliche Notizen maschinenlesbar zu machen. Mit dem Übergang in die Wachstumsphase und erweiterten Funktionsumfang der Software sah sich clockin neuen, komplexen Herausforderungen gegenüber. clockin zeichnet dabei auch eine besondere Herangehensweise bei der Teamvergrößerung aus.
Wir brauchten keine externen Top-Hires, weil wir ein großes Gründer-Team mit fünf Personen haben. Drei von uns kennen sich seit Jahren, was eine starke Vertrauensbasis schafft. Jede wichtige Position ist bei uns direkt besetzt – von einem promovierten Chefentwickler über IT-Security und Marketing bis hin zu Sales und Finanzen. Statt auf Senior-Hires zu setzen, haben wir jungen Talenten mit intrinsischer Motivation eine Chance gegeben.
CEO Frederik Neuhaus
Diese Strategie passte auch zu den Herausforderungen der Region. In Münster gab es nur begrenzte Ressourcen für erfahrene Führungskräfte im Startup-Bereich. Mit dem Wachstum stieg auch die Komplexität: Prozesse mussten professionalisiert, Strukturen geschaffen und Führungskompetenzen entwickelt werden. Dabei galt es stets, die Balance zwischen einer effizienten Organisationsstruktur und der Agilität eines Startups zu finden. Diese Phase war geprägt von Lernprozessen und mutigen Entscheidungen. Das Unternehmen entschied sich bewusst für Eigenständigkeit und ein kapitaleffizientes Wachstum.
Scale-up NRW und der Blick über die Landesgrenzen
Auf Empfehlung des Digital Hub münsterLAND bewarb sich clockin für das Scale-up NRW Programm und wurde prompt in den dritten Batch aufgenommen. Die Teilnahme an diesem exklusiven Förderprogramm markierte einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Scale-up NRW bietet teilnehmenden Unternehmen Zugang zu einem breiten Netzwerk aus Experten, Mentoren und anderen aufstrebenden Unternehmen. Mit Unterstützung des Programms begann clockin, potenzielle internationale Märkte gezielt zu analysieren. Die Erfahrungen mit dem Programm sind für clockin sehr positiv:
Das Scale-up NRW Programm liefert wirklich ab. Das Team ist extrem bemüht und bleibt konsequent dran. Besonders wertvoll ist, dass man in jedem Bereich, in dem man eine Herausforderung bei der Skalierung hat, auf Abruf einen Mentor bekommt, der genau diese Situation schon einmal erfolgreich gemeistert hat.
CMO Jonas Tünte
Die Teilnahme an Veranstaltungen wie der Web Summit in Lissabon oder Konferenzen in Dubai und London bot die Gelegenheit, wertvolle Kontakte zu knüpfen und erste Eindrücke über die Marktchancen in verschiedenen Regionen zu sammeln. Dabei zeigte sich, dass die Nachfrage nach clockin nicht nur auf den deutschen Mittelstand beschränkt ist: Auch international gibt es zahlreiche Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen bei der Digitalisierung der „Deskless Workforce“. clockin hat erkannt, dass das Produkt weltweit funktioniert. Trotz der attraktiven Perspektiven im Ausland bleibt der deutsche Markt weiterhin ein Kernfokus für ClockIn, denn der heimische Markt ist noch längst nicht gesättigt. Die Internationalisierung wird daher strategisch und schrittweise vorangetrieben, um den Fokus nicht zu verlieren.
Der Blick nach vorn mit neuen Partnern
Die Reise von clockin ist bei Weitem nicht zu Ende. Besonders die Frage, mit welchen Partnern das Unternehmen den Weg in eine noch größere Zukunft gehen möchte, wurde intern lange diskutiert.
Aufgrund unseres guten Cash-Flows, konnten wir uns bisher immer aussuchen, mit wem wir zusammenarbeiten möchten. Die Frage, wann wir externe Partner zur Finanzierung brauchen, ist eine Grundsatzfrage, über die wir oft und lange diskutiert haben. Am Ende geht es darum, wie groß das Unternehmen werden kann und mit welchen Partnern sich dieses Wachstum am besten realisieren lässt.
CEO Frederik Neuhaus
Im November 2024 wurde nun eine neue Partnerschaft verkündet. clockin startet die Vorbereitung der Expansion in weitere europäische Märkte mit Unterstützung von D11Z Ventures und SCALEHOUSE Capital. Die Partner liefern dabei nicht nur eine siebenstellige Investmentsumme, sondern auch strategischen Mehrwert durch Zugang zu internationalen Märkten. Dabei strebt clockin nicht nur größeres, sondern weiter auch nachhaltiges Wachstum an. Mit seiner bewährten Produktphilosophie und einem starken Team im Rücken blickt clockin in eine vielversprechende Zukunft. Ohne Zweifel gehört dies Startup damit zu den erfolgreichen Teams der Region. Wir sind gespannt auf die nächsten Meilensteine.