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MÜNSTERHACK Follow-up: Was wurde aus dem Sozialkompass?

 Das Team vom Sozialkompass beim #MSHACK22.
Das Team vom Sozialkompass beim #MSHACK22.

Was passiert mit den Projekten des Münsterhacks? Bei der Umsetzung nach dem Hackathon unterstützt das Solution Enabler Programm. Auf diesem Weg ist auch „Sozialkompass“ – zweifache Preisträger des MSHACK22. Hendrik und Jonas erzählen Marie, wie es nach dem Hackathon weiterging.

Viele Menschen haben Anrecht auf Sozialleistungen, ohne von diesen zu wissen. Das Team vom Sozialkompass klärt diese Personen mittels einem Frageprozess über relevante Sozialleistungen auf. So wissen sie schnell und unkompliziert, welche Sozialleistungen infrage kommen. Der Grundstein dafür wurde beim MÜNSTERHACK 2022 gelegt. Danach wurde das 10-köpfige Team in das Solution Enabler Programm aufgenommen. Das Ziel des Programms ist es, Lösungen des MÜNSTERHACK schnell in Münster zu testen und umzusetzen, damit diese konkreten Nutzen für die Stadt stiften.

Was war der Ursprung eurer Idee für den Münsterhack?

Hendrik: Wir sind alle Studierende der Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster. Im Rahmen des Studiums gibt es das Projektseminar "MÜNSTERHACK" am European Research Center for Information Systems.

Jonas: Ziel des Projektseminars ist, dass wir über ein Semester ein Softwareprodukt entwickeln. Der Münsterhack ist praktisch die Auftaktveranstaltung.

Hendrik: Durch das Studium kannten wir uns teilweise. Für das Seminar haben wir uns zu zehnt eine Woche vor dem Münsterhack zusammengesetzt, gebrainstormt und so die Idee des Sozialkompass als unser Projekt für den Hackathon und das Seminar auserkoren. Die Freundin eines unserer Teammitglieder hat soziale Arbeit studiert und bei der Caritas gearbeitet. Bei den beiden war die Grundidee bereits vorhanden. Als er sie uns allen gepitcht hat, waren wir sofort dabei. Wir wussten aber auch, worauf wir uns da einlassen, was das Thema Digitalisierung der Verwaltung und Sozialleistungen im Allgemeinen angeht.

Was genau war der Sozialkompass zu Beginn?

Hendrik: Im Prinzip hat sich so viel gar nicht geändert. Das Grundkonzept war schon immer, dass Menschen ohne Vorwissen auf unserer Website durch einen Frage-Antwort-Prozess Aussagen über Sozialleistungen erhalten können, die für sie in Frage kommen.

Der MÜNSTERHACK diente dann für euch als Startschuss?

Hendrik: Genau, das war unser Proof of Concept. Wenn man sich unseren Abschlusspitch von damals nochmal anschaut und das mit dem heutigen Stand vergleicht, gibt es einen großen Unterschied. Wir hatten, was Web-Development angeht, noch einen recht niedrigen Wissensstand und wollten erstmal sehen, ob das Konzept passt. Im Laufe des Projektseminars und des Semesters haben wir natürlich weitere Prototypen entwickelt, bis wir dann auch live gegangen sind.

Wie habt ihr euch inhaltlich während des Hacks mit dem Thema auseinandergesetzt?

Jonas: Während des Hackathons hat uns Thomas Werner von citeq (Open Data Koordination der Stadt Münster und Mentor beim Münsterhack) bei der Recherche geholfen. Er konnte uns ein paar zusätzliche Quellen nennen.

Hendrik: Das Mentoring beim Münsterhack haben wir aber vor allem auch für die Vorbereitung der Ergebnispräsentation genutzt. Weil wir so intensiv mit dem Programmieren beschäftigt waren, ist der Pitch zu Anfang etwas kurz gekommen. Dabei konnte uns das Mentoring sehr gut unterstützen. Wir haben den Prototypen beispielhaft für das Wohngeld entwickelt und dahingehend recherchiert.

Und das scheint gut geklappt zu haben, weil ihr nicht nur den zweiten Platz, sondern auch den Mentor:innenpreis gewonnen habt. Herzlichen Glückwunsch! Wie ging es dann nach dem Hack weiter?

Jonas: Der Gewinn war erstmal ein großer Moralboost. Danach haben wir eine kleine Pause eingelegt, weil unsere Seminararbeiten anstanden und wir uns mit ein paar grundlegenden Thematiken beschäftigt haben, wie Sicherheit im Netz oder Open Source Lizenzen. So hatten wir im Team ein gesammeltes Wissen, mit dem wir dann das Projekt nochmal neu angefangen haben. Wir wollten eine „cleane“ Codebase, damit das Projekt auf stabileren Füßen stehen konnte.

Wir haben im Solution Enabler Programm viel hilfreiches Feedback erhalten und Kontakte vermittelt bekommen, die wir gut nutzen konnten und die uns auch jetzt noch helfen, das Konzept abzuklopfen und weiter Fortschritte zu machen.

Zusätzlich zur Arbeit im Seminar habt ihr euch dann mit dem Projekt noch auf das Solution Enabler Programm beworben. Wie konnte euch das Programm unterstützen?

Hendrik: Das Programm bestand hauptsächlich aus zweiwöchentlichen Treffen von Dezember bis Ende Mai mit Mentoren und Experten. Wir haben uns nach dem MÜNSTERHACK darauf beworben, weil wir es als gute Möglichkeit gesehen haben, noch weitere Kontakte zu knüpfen. Wir wussten, dass es nicht leicht sein würde, an die öffentlichen Verwaltungen zu kommen. Wir haben viel hilfreiches Feedback erhalten und Kontakte vermittelt bekommen, die wir gut nutzen konnten und die uns auch jetzt noch helfen, das Konzept abzuklopfen und weiter Fortschritte zu machen. Zudem stand uns nach dem Uni-Projekt noch wöchentlich einen Raum im Digital Hub münsterLAND zur Verfügung, um weiterhin einen gemeinsamen Arbeitsort zu haben.

Im Programm gab es dieses Jahr die Besonderheit, dass zwei Teams aufgenommen wurden. Neben uns hat noch helpwave teilgenommen. Wir waren nicht der klassische Fit, da wir sowieso universitär betreut werden. Von daher haben wir uns besonders gefreut, dass wir trotzdem in das Programm aufgenommen wurden. Dabei war es sehr cool, zu sehen, wie sich auch ihre Idee weiterentwickelt hat.

Wie genau konnten euch die vermittelten Kontakte weiterhelfen?

Hendrik: Thomas Werner, den wir während des Münsterhacks kennengelernt haben und der auch im Solution Enabler Programm war, war unsere Eintrittskarte zu der Verwaltung in Münster. Durch ihn haben wir weiter Kontakte vermittelt bekommen. Ich muss aber dazu sagen, dass es nicht so leicht ist, Kontakte zu Verwaltungen aufzubauen. Die sind selbst stark ausgelastet. Dann noch Kapazitäten für zusätzliches zu schaffen, ist eher schwierig. Wir haben aber Kontakt zum IT-Koordinator des Sozialamts, um das generelle Interesse abzufühlen. Das Jobcenter zum Beispiel ist interessiert an digitalen Lösungen. Mit ihnen haben wir uns auch nach dem Programm getroffen und nochmal wertvolles fachliches Feedback erhalten. Das konnten wir sehr gut gebrauchen, da wir eben Wirtschaftsinformatiker sind und uns das nötige Detailwissen fehlt. Obwohl wir mittlerweile in dem Bereich auch Verstärkung bekommen haben, da die ursprüngliche Ideengeberin jetzt Teil des Teams ist. 

Welchen Schwierigkeiten seid ihr noch begegnet?

Jonas: Weil es ein Uni-Projekt war, stand zu Beginn fest, dass wir viel Zeit in das Projekt investieren müssen. Nach dem Semester war dieser hohe Zeitaufwand nicht mehr selbstverständlich, da wir uns alle auch auf andere Module fokussieren mussten. Mittlerweile haben wir einen Rhythmus gefunden und treffen uns einmal die Woche in Person.

Hendrik: Eine Schwierigkeit, die bestehen bleibt, ist, dass es nicht das eine Amt für alle Sozialleistungen gibt und die Zuständigkeiten breit gestreut sind. Zum Beispiel auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene. Und dann unterscheiden sich noch die Ämter. Insofern gibt es nicht „diesen einen Ansprechpartner“ und wir können uns im Prinzip jeweils nur zu einzelnen Bereichen Feedback holen.

Wir alle haben schon sehr viel Zeit investiert - wahrscheinlich auch mehr als teilweise nötig gewesen wäre - weil das uns Projekt so viel Spaß macht und wir auch gut als Team zusammenarbeiten.

Was motiviert euch, auch in der Freizeit weiter am Sozialkompass zu arbeiten?

Hendrik: Der Hauptgrund ist auf jeden Fall, dass wir Menschen damit helfen möchten. Um das zu erreichen, müssen wir das Konzept weiterentwickeln.

Jonas: Wir alle haben schon sehr viel Zeit investiert - wahrscheinlich auch mehr als teilweise nötig gewesen wäre - weil das uns Projekt so viel Spaß macht und wir auch gut als Team zusammenarbeiten.

Was benötigt ihr gerade am dringendsten, um das Projekt fortzusetzen?

Hendrik: Wir müssen prüfen, ob der Sozialkompass wirklich auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten ist. Software-Projekte scheitern häufig daran, dass am Nutzerbedürfnis vorbei entwickelt wird. Wir müssen das Konzept also weiter am Nutzer aus der Zielgruppe erproben. Zum Beispiel, indem wir Personen befragen, die Angebote der Sozialberatung in Anspruch nehmen. Darüber hinaus würden uns Kontakte in Verwaltungen oder zu sozialen Trägern am meisten voranbringen, die Interesse daran haben, unser Projekt mit Fachwissen zu unterstützen. Oder weitere Personen mit Expertise, die als Ansprechpartner bei Fragen für das Team zur Verfügung stehen.

Habt ihr Pläne für den MSHACK23?

Hendrik: Wir nehmen auf jeden Fall wieder teil! Wir sind sehr begeistert vom MÜNSTERHACK gewesen. Es hat echt mega Spaß gemacht, ein richtig gutes Event und wir sind alle wirklich froh, dass wir dieses Projekt-Seminar zugeteilt bekommen haben. Etwas konkretes geplant haben wir zwar noch nicht. Unsere Gruppe steht aber wieder fest - eigentlich genauso wie beim letzten Mal. Wir haben auch noch eine weibliche Teilnehmerin dazu gewinnen können, die in unserem Team teilnimmt. Wir finden die Frauenquote beim Hackathon in diesem Jahr gut. Es ist einfach Fakt, dass es mehr werden muss. Wir möchten gerne noch weitere Kommilitoninnen mobilisieren, die sich auch für den Hack interessieren, auch daran teilzunehmen.

Jonas: Um ein Thema festzulegen, wollen wir uns auf jeden Fall vorher noch in der Gruppe treffen und brainstormen. Wir haben auch schon ein paar Ideen. Die sammelt man einfach im Alltag. Wir möchten einer ganz neuen Idee abseits vom Sozialkompass eine Chance geben.

Wir wollen das Potenzial des Münsterhacks nutzen, Ideen auszuprobieren, die man sonst vielleicht in der Freizeit allein nicht umsetzen könnte. Diese Möglichkeit ist einer der Vorteile des Münsterhacks.

Hendrik: Wir wollen das Potenzial des MÜNSTERHACKS nutzen, Ideen auszuprobieren, die man sonst vielleicht in der Freizeit allein nicht umsetzen könnte. Diese Möglichkeit ist einer der Vorteile des Hackathons.

Denkt ihr, die Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz werden den MSHACK23 beeinflussen?

Hendrik: Da sind wir auch sehr gespannt drauf! Das ist eine Zäsur im Vergleich zum Münsterhack des letzten Jahres, was die Produktivität und den Output allgemein angeht. Es wird auf jeden Fall einiges verändern.

Jonas: KI ermöglicht ja auch komplett neue Lösungen. Dinge, von denen man vor einem Jahr noch gesagt hätte, dass sie unmöglich sind, weil man beispielsweise komplizierte Textzusammenhänge erkennen musste, sind jetzt plötzlich machbar. Ich bin sehr gespannt, wie das umgesetzt wird!

Aktuell läuft noch die Anmeldephase für Teilnehmende beim MSHACK23. Einen Vorgeschmack auf den Münsterhack gibt es auch im Aftermovie des MSHACK22.

Story verfasst von
Marie Lechtenberg

Marie Lechtenberg

Marketing Managerin
Events PublicRelations
SocialMedia

08.08.2023