Analoge Prototypen werden verwendet, um Ideen zu visualisieren, Konzepte zu testen und Feedback von Nutzenden zu erhalten, bevor die endgültige Version eines Produkts oder einer Dienstleistung erstellt wird. Es ist ein kostengünstiger Weg, um schnell Iterationen zu erstellen und Verbesserungen vorzunehmen, bevor in teurere und aufwändigere Prozesse investiert wird.
„Durch die Anbindung des FabLab an den Digital Hub münsterLAND und die enge Zusammenarbeit mit dem REACH Euregio Start-up Center machen insbesondere junge Gründungsteams von unseren Möglichkeiten zum Prototyping Gebrauch“, sagt Steffen Schwarz. Er ist Projektmanager im FabLab. Über eine Weiterleitungsstelle vom REACH, dem Start-up Center der WWU Münster, ist er als "Expertcoach" auch Ansprechpartner für hardwareorientierte Start-ups in Münster. In seiner Position fungiert er damit als Schnittstelle zwischen dem REACH und Digital Hub und erkennt schnell, bei welchen Teams Bedarf für Hardware-Projekte besteht; sowohl für Start-ups aus dem Accelerator Programm des Digital Hubs, als auch aus dem Incubator und Pre-Incubator des REACH. Besonders für Start-ups und Unternehmen, die kurz vor der Produktvalidierung stehen, kann das FabLab dadurch hilfreich sein.
Das besondere am FabLab ist, dass wir individuell auf die Probleme und Bedürfnisse von Unternehmen und Gründungsteams eingehen können.
Vor Kurzem hat Steffen gemeinsam mit dem Accelerator Startup Bausicht ein erstes Modell für ihr Produkt entwickelt. Bausicht schafft auf Großbaustellen Überblick über komplexe Unternehmensstrukturen, erforderliche Mitarbeitenden-Dokumente und reale Anwesenheiten mittels einer digitalen Zutrittskontrolle. Für die digitale Zutrittskontrolle (identity access) stellt Bausicht den Kunden und Kundinnen Terminals bereit, welche an Drehkreuze gekoppelt werden. Mittels Baustellenausweis erhalten legitimierte Mitarbeitende Zutritt auf die Baustelle.
Bausicht suchte eine Lösung, bzw. ein Gehäuse, um das Terminal bestmöglich vor Wind, Wetter und Abnutzung zu schützen. Es sollten zunächst vier einsatzfähige und auf die Terminals maßgeschneiderte Prototypen mit einem entsprechenden Design entwickelt werden. Nach ersten Besprechungen fiel die Entscheidung auf einen mittels 3D-Druck hergestellten Prototypen aus wetterbeständigem Kunststoff. In gemeinsamen Workshops hat Bausicht den Umgang mit den benötigten Technologien erlernt. Gemeinsam mit Steffen hat Bausicht-Mitgründer Christopher Sura einen Prototypen in CAD konstruiert, welcher mithilfe eines Lasercutters und 3D-Druckers produziert und schließlich gebaut wurde. Die Terminals sind nun bereits seit einigen Monaten im Einsatz und funktionieren einwandfrei.
Durch die Einbettung in das Netzwerk des Digital Hub kann das FabLab auch über die eigenen Möglichkeiten hinaus Hilfe anbieten. Christina Wulff vom Start-up „closd“ beispielsweise suchte Unterstützung im Spritzguss, um einen Prototypen für eine nachhaltige Handyhülle zu entwickeln. Auch wenn das FabLab selbst kein Angebot dafür hat, ist aus der Zusammenarbeit ein Workshop in Kooperation mit dem Makerspace der FH Münster entstanden, von dem auch weitere Unternehmen, Techies und Start-ups aus der Region profitieren konnten.
„Das besondere am FabLab ist, dass wir individuell auf die Probleme und Bedürfnisse von Unternehmen und Gründungsteams eingehen können“, sagt Steffen. „Wenn es bei der Entwicklung unterstützt, stellen wir gerne den Kontakt zu Industrieunternehmen, wissenschaftlichen Institutionen, wie der WWU oder der FH Münster, oder anderen Know-How-Trägern her.“
Bei der Herstellung von Prototypen ist ein weiteres Ziel auch immer, die Teams zu befähigen, die Technologien eigenständig zu nutzen und vom Erlernten langfristig zu profitieren.
Aber auch wenn nicht bereits konkrete Projekte oder Prototypen umgesetzt werden sollen, bietet das FabLab Gelegenheit zu lernen. Es werden ganzjährig Workshops zu den verschiedenen Technologien angeboten. Wer praktisch arbeiten möchte, kann mittwochnachmittags zum Open Lab Day kommen. Dort können alle Maschinen und Werkzeuge des FabLab Münster unter Anleitung des Fachpersonals ausprobiert und verwendet werden.
Steffen fasst das Angebot des FabLabs wie folgt zusammen: „Man kann unsere Arbeit als ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ betrachten. Bei der Herstellung von Prototypen ist ein Ziel auch immer, die Teams zu befähigen, die Technologien eigenständig zu nutzen und vom Erlernten langfristig zu profitieren“.